Müllberge in Deutschland

Was haben wir, Greiner, als Entsorgungs- und Recyclingunternehmen in Frankfurt während der Corona-Pandemie besonders bemerkt? Richtig, dass stetig wachsende Müllvolumen. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist das Müllaufkommen nicht nur im Großraum Rhein-Main-Kinzig sondern in ganz Deutschland immens angestiegen.

Im Rahmen der weitbreiteten Kurzarbeit haben viele Beschäftigte die zusätzliche freie Zeit in den vergangenen Monaten genutzt um das eigene Zuhause auszumisten, umzubauen oder zu renovieren. Deutschlandweit aber auch bei uns auf dem Wertstoffhof im Raum Frankfurt, Offenbach, Hanau wurden seit Beginn der Corona-Pandemie vermehrt Abfälle jeglicher Art abgegeben und öffentliche Wertstoffbehälter oder auch angemietete Container bis oben hin befüllt. Laut Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft war der Andrang teilweise so groß, dass einige Entsorger den Betrieb ihrer Wertstoffhöfe zeitweise einschränken mussten um die vorgeschriebenen Abstandsregeln einhalten zu können.

Aufgrund zahlreicher Neuanschaffungen für das Arbeiten im Homeoffice und die anschließende Entsorgung der alten Geräte hat sich die Menge des angelieferten Elektroschrotts nahezu verdoppelt. Sämtliche Container für Altglas platzen aus allen Nähten, was vor allem dem in die häusliche Umgebung verlagerten Alkoholkonsum aufgrund geschlossener Lokalitäten zuzuschreiben ist. Auch Plastikverpackungen von To-Go Produkten und Lieferdiensten erhöhen das Müll- und Recyclingaufkommen zusätzlich.

Durch das vermehrte Einkaufen im Onlinehandel aufgrund geschlossener Geschäfte in den Innenstädten, wie auch in Frankfurt und im Main-Kinzig-Kreis, hat sich die Menge an produzierten Faltschachteln, die anschließend in der blauen Tonne landen, um über fünf Prozent erhöht. Viele Recyclingbetriebe wie Greiner mussten leider feststellen, dass dies unter anderem zu einem immensen Anstieg minderwertiger Kartonage führte.

Das gesetzte Ziel der deutschen Umweltpolitik, die Vermüllung der Bundesrepublik zu minimieren, wird durch die aktuelle Covid-19-Pandemie eindeutig erschwert, wenn nicht gar zumindest zeitweise verhindert. Mit knapp 615 Kilo Siedlungsabfall, der Summe aller Abfälle aus dem Hausmüll als auch Sperrmüll, erreichte Deutschland schon 2019 fast eine Spitzenposition innerhalb Europas. Durch die Corona-Pandemie wurde dieses Müllaufkommen leider nicht geringer. Jedoch nicht nur die Umwelt leidet unter den Lockdown-bedingten Folgen, auch die Kreislaufwirtschaft, welche auf das Recycling der Wertstoffe setzt, erlebt einen harten Rückschlag. Bedingt durch die Reduzierung der Erdölpreise aufgrund der globalen wirtschaftlichen Entwicklung, ist der Einsatz von Primärware für Kunststoffhersteller günstiger als der Einsatz von Rezyklaten. Aus Recycling- und Entsorgungssicht ist das natürlich hart, denn eigentlich sollte das definierte Ziel sein, Altmaterialien zu recyclen und wiederzuverwerten und nicht neue Materialen in den Wertstoffkreislauf einzuführen. Plastikhersteller bezahlen für neue Erdöl-Vorprodukte nur halb so viel wie noch vor zwei Jahren, sodass die aus Altplastik recycelten Granulate aktuell kaum gewinnbringend verkauft werden können.

Immer mehr Altmaterialen landen nicht mehr direkt in der Entsorgung, sondern werden recycelt. Dieser Menge an recycelten Materialien steht jedoch keine passende Nachfrage nach diesen Wertstoffen gegenüber. Aufgrund dessen wird der Ruf nach staatlichen Eingriffen immer lauter. Die Kreislaufwirtschaft würde einen bedeutenden Impuls bekommen, wenn Behörden Recyclingprodukten den Vorrang gewähren. Umsetzbar wäre dies beispielsweise durch eine staatlich definierte Mindesteinsatzquote an recyceltem Altmaterial. Wenn es nach Bundesumweltministerin Svenja Schulze geht, soll ab 2025 ein verändertes deutsches Verpackungsgesetz in Kraft treten, in welchen klar geregelt wird, dass unter anderem PET-Flaschen zu mindestens einem Viertel aus Rezyklaten bestehen müssen.

Greiner als Entsorgungs- und Recyclingunternehmen im Raum Frankfurt am Main ist sehr gespannt, was die nahe Zukunft so mit sich bringt, ob ein verändertes Verpackungsgesetz Besserung bringt oder in welche Richtung die Entwicklung des Müllaufkommens auf unserem Wertstoffhof und bei unseren Containern gehen wird.